Industriekaufleute
Arbeitsgebiet und berufliche Fähigkeiten:
Das kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Aufgabenfeld der Industriekaufleute erstreckt sich über alle Funktionen eines Unternehmens unterschiedlicher Branchen und Größen.
Industriekaufleute unterstützen sämtliche Unternehmensprozesse aus betriebswirtschaftlicher Sicht, von der Auftragsanbahnung über die notwendigen Beschaffungs- und Produktionsprozesse bis zum Kundenservice nach der Auftragsrealisierung. Sie können dabei sowohl in den kaufmännischen Kernfunktionen Beschaffung, Produktion, Absatz, Bevorratung, Personalwesen und Leistungsabrechnung als auch in Verbindung mit anderen Fachabteilungen in konkreten Projekten tätig sein. Einsatzgebiete sind darüber hinaus der Außendienst, die Logistik, das Controlling, die Investitionsplanung, der E-Commerce, das Supply Chain Management sowie der IT-Bereich.
Der neue Lehrplan sieht keine Fächer mehr vor, sondern vermittelt die Inhalte in 13 Lernfeldern, die während der Ausbildungszeit durchlaufen werden. Daneben werden die allgemeinbildenden Fächer Religion, Politik und Gesellschaft und Englisch unterrichtet. Anstelle des Faches Deutsch vermittelt das „Plus-Programm“ verschiedene Arbeits- und Kommunikationstechniken sowie Medienkompetenzen. In allen Unterrichtsfächern wird Wert auf die Umsetzung der Prozess-, Team- und Projektorientierung gelegt.
Zusätzlich erhalten die Industriekaufleute begleitend zu den Inhalten der Lernfelder einen sehr praxisbezogenen Unterricht mit dem ERP-Programm SAP in den Bereichen „Stammdatenverwaltung“, „Beschaffung“ und „Vertrieb“.
Angehende Industriekaufleute absolvieren eine gestreckte Abschlussprüfung, das heißt, es finden Teile der Abschlussprüfung zu verschiedenen Zeitpunkten statt. Teil 1 der Abschlussprüfung findet im vierten Ausbildungshalbjahr statt und dauert 90 Minuten. Es werden die Themen „Leistungserstellung, Logistik, Beschaffung und Buchhaltung“ schriftlich abgefragt. Die Note fließt mit einer Gewichtung von 25 % in die Endnote ein.
Teil 2 der Abschlussprüfung wird am Ende der Ausbildungszeit abgelegt. Die schriftlichen Prüfungsbereiche sind „Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ sowie „Wirtschafts- und Sozialkunde“. Der Prüfungsbereich „Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ umfasst eine Zeitdauer von 150 Minuten und das erreichte Ergebnis wird mit 35 % gewichtet. Die 60-minütige Prüfung im Bereich „Wirtschafts- und Sozialkunde“ wird mit 10 % gewichtet.
Der Prüfungsbereich „Fachaufgabe im Einsatzgebiet“ (30 Minuten) wird mündlich in Form einer Präsentation mit anschließendem Fachgespräch abgelegt und wird mit 30 % in der Endnote gewichtet.
Interessenten für den Ausbildungsberuf zur/m Industriekauffrau/-mann sollten über einen Mittleren Schulabschluss sowie über Grundkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Englisch verfügen. Um die Ausbildungsinhalte sinnvoll und angemessen vermitteln zu können wird eine Ausbildungszeit von mindestens 2,5 Jahren empfohlen.
Ausbildungsdauer:
Die Ausbildung ist in der Ausbildungsordnung festgelegt und beträgt grundsätzlich 3 Jahre. Eine Verkürzung auf 2,5 Jahre ist bei entsprechender Vorbildung und Leistungsfähigkeit der Auszubildenden möglich und wird an der Berufsschule 2 Landshut regelmäßig durchgeführt. Eine Verkürzung auf 2 Jahre erfordert hohes Engagement und Eigenständigkeit des Auszubildenden und ist nur für Auszubildende mit höherem Schulabschluss zu empfehlen. Bei Umschulungsverträgen wird eine Orientierung an der Ausbildungsdauer laut Ausbildungsordnung empfohlen (3 Jahre).
Zuständige Stellen:
Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) ist die Industrie- und Handelskammer für Niederbayern in Passau für die Ausbildung zuständig.
An der Schule werden ca. 180 Auszubildende in 9 Fachklassen für Industriekaufleute unterrichtet. Ab dem Schuljahr 2024/25 erfolgt stufenweise die Einführung des neuen Lehrplans für Industriekaufleute. Dabei werden die Zeugnisnoten nicht mehr nach Fächern gebildet, sondern die Noten nach den einzelnen Lernfeldern ausgewiesen. Somit erscheinen auch die Noten der Lernfelder der 10. und 11. Jahrgangsstufe im Abschlusszeugnis.
Stundentafel nach AO 2024 für die 10. und 11. Klassen im SJ 2025/26
| Jahrgangsstufe | 10 Jgst. | 11. Jgst. | 12. Jgst |
|---|---|---|---|
| Schultage pro Woche | 1 ½ Tage | 1 ½ Tage | 1 Tag |
| Religion | 1 | 1 | |
| Plus-Programm | 1 | 1 | |
| Politik und Gesellschaft | 1 | 1 | |
| Englisch | 1 | 1 | |
| LF 1: Das Unternehmen vorstellen und die eigene Rolle mitgestalten | 1 | ||
| LF 2: Projekte planen und durchführen | 1 | ||
| LF 3: Kundenaufträge bearbeiten und überwachen | 2 | ||
| LF 4: Beschaffungsprozesse planen und steuern | 1 | ||
| LF 5: Wertströme buchhalterisch dokumentieren und auswerten | 2 | ||
| LF 6: Leistungserstellung planen, steuern und kontrollieren | 2 | ||
| LF 7: Logistik- und Lagerprozesse koordinieren, umsetzen und überwachen | 1 | ||
| LF 8: Kosten- und Leistungsrechnung zur Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen durchführen | 2 | ||
| LF 9: Marketingkonzepte planen und umsetzen | 2 | ||
| LF 10: Jahresabschluss vorbereiten, auswerten und für Finanzierungsentscheidungen nutzen | 2 | ||
| LF 11: Geschäftsprozesse an gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausrichten | 2 | ||
| Summe | 13 | 13 |
Stundentafel nach AO 2002 für die 12. Klassen im SJ 2025/26
| Jahrgangsstufe | 10. Jgst. | 11. Jgst. | 12. Jgst |
|---|---|---|---|
| Schultage pro Woche | 1 Tag | ||
| Religion | 1 | ||
| Plus-Programm | 1 | ||
| Politik und Gesellschaft | 1 | ||
| Englisch | 1 | ||
| Allgem. Wirtschaftslehre | |||
| (LF 1 und LF 12.1) | 1 | ||
| Betriebswirtschaftliche Geschäftsprozesse | |||
| (LF 2 ,5 ,6, 7, 10 und 11) | 2 | ||
| Kaufmännische Steuerung und Kontrolle | |||
| (LF 3, 4, und 8) | |||
| Betriebsbezogene Projektarbeit | |||
| (LF 12.2) | 2 | ||
| Summe | 9 |
Klassenschultage
Seite mit Beschulungsplänen >Digitalisierung in der Industrieausbildung: Wie die Berufsschule Fachkompetenz für die Zukunft schafft
Die industrielle Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Digitale Technologien bestimmen zunehmend die Abläufe in Produktion, Logistik, Einkauf und Vertrieb. Für angehende Industriekaufleute bedeutet das: Ohne digitale Kompetenzen geht es nicht mehr. Die Berufsschule trägt dieser Entwicklung Rechnung – mit einem Unterrichtskonzept, das moderne Technologien nicht nur theoretisch vermittelt, sondern praktisch erlebbar macht.
SAP als zentraler Bestandteil des Fachunterrichts
Ein Kernbaustein der Digitalisierung im Industriebereich ist die Arbeit mit SAP. Um die Lernenden optimal auf die Realität in den Unternehmen vorzubereiten, wird das System fest mit dem Fachunterricht verzahnt.
Die Auszubildenden bearbeiten grundlegende Aufgaben der Stammdatenpflege, durchlaufen aber auch komplette Beschaffungs- und Vertriebsprozesse und erhalten Einblicke in die Produktionsplanung. Dadurch erleben sie digitale Wertschöpfungsprozesse ganzheitlich – von der Bestellung über die Fertigung bis zum Kundenauftrag.
Mit dem Schuljahr 2025/26 wird dieses Angebot nochmals erweitert: Dann besteht die Möglichkeit, eine SAP-Zertifizierung zu erwerben – ein wertvolles, praxisnahes Qualifikationsmerkmal für den Arbeitsmarkt.
Lernfeld 2: Projektmanagement trifft reale Anwendung
Digitalisierung bedeutet auch, Projekte strukturiert zu planen und umzusetzen. Im Lernfeld 2 Projektmanagement realisieren die Auszubildenden deshalb ein echtes Projekt, das vollständig in SAP angelegt wird.
Besonders innovativ: Die Lernenden entwickeln digitale Messestände mit der Software Delightex, programmieren interaktive Inhalte und gestalten virtuelle Präsentationsflächen. Dieses praxisnahe Arbeiten fördert nicht nur die fachliche, sondern auch die kreative Kompetenz.
Parallel dazu werden ab dem Schuljahr 2025/26 VR-Brillen eingesetzt, um immersive Lern- und Projekterfahrungen zu ermöglichen.
Digitale Zusammenarbeit und Medienkompetenz
Digitale Arbeitsprozesse funktionieren nur im Team. Daher wird die kollaborative Zusammenarbeit mit digitalen Tools im Unterricht gezielt erprobt – genau so, wie sie auch in modernen Industrieunternehmen erwartet wird.
Darüber hinaus erwerben die Auszubildenden durch den etablierten Medienführerschein fundiertes Wissen in den Bereichen Datenschutz, Social Media, Urheberrecht und digitaler Verantwortung.
Spätestens im Abschlussjahr, wenn die Lernenden eigene Instagram-Accounts oder Podcasts mit professionellem Equipment erstellen, zeigt sich ihre umfassende digitale Kompetenz. Sie werden zu echten Profis, die digitale Werkzeuge nicht nur bedienen, sondern kreativ und reflektiert einsetzen können.
Fazit
Die Berufsschule gestaltet die Digitalisierung nicht nur mit – sie macht sie zum festen Bestandteil der Ausbildung im Industriebereich. Durch den intensiven Einsatz von SAP, innovative Projekte, VR-Technologie, kollaborative Tools und fundierte Medienbildung werden die Auszubildenden optimal auf die Anforderungen der Industrie 4.0 vorbereitet.
So entsteht eine neue Generation von Industriefachkräften, die digitale Prozesse versteht, gestaltet und in die betriebliche Arbeitswelt integriert – kompetent, kreativ und praxisnah.
Industriekaufleute
Stadt Landshut und Landkreis Landshut
Abschlussprüfung Teil 1
Die Abschlussprüfung Teil 1 führt die IHK grundsätzlich an zwei Terminen pro Jahr durch, im Frühjahr (März) und im Herbst (September). Für die Industriekauflete wird die Abschlussprüfung Teil 1 in der Regel nach der Hälfte der Ausbildungszeit abgehalten, d.h.
- sie findet zu Beginn bzw. in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres statt,
- Inhalte des 1. Ausbildungsjahres werden geprüft,
- sie wird schriftlich in einer Mischung aus offenen Fragen und Multiple-Choice-Fragen abgefragt
- sie dauert höchstens 90 Minuten.
Die Prüfungsgebiete umfassen
- Leistungserstellung (LF 6)
- Logistik (LF 7)
- Beschaffung (LF 4)
- Buchhaltung (LF 5)
Funktionen laut Ausbildungsordnung
Im Prüfungsbereich „Leistungserstellung, Logistik, Beschaffung und Buchhaltung“ müssen angehende Industriekaufleute …
1. die unternehmerische Leistungserstellung entlang der Wertschöpfungskette planen, koordinieren und unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten bewerten,
2. die Bedarfe für die Leistungserstellung ermitteln, die Beschaffung einleiten und die damit verbundenen Logistik- und Lagerprozesse, auch unter Aspekten der Nachhaltigkeit, planen und steuern,
3. Geschäftsfälle und -vorgänge prüfen und nach den Grundsätzen der Buchführung und Bilanzierung bewerten sowie bei Abweichungen Maßnahmen ableiten,
4. unter Berücksichtigung von Kommunikations- und Kooperationsbedingungen mit internen und externen Partnern zusammenarbeiten sowie
5. Wege der Informationsbeschaffung und den Umgang mit Informationen darstellen, Vorschriften zum Datenschutz und zur Datensicherheit einhalten, Digitalisierungsmöglichkeiten erläutern sowie Nutzen und Risiken der Digitalisierung von Geschäftsprozessen aufzeigen.
Die Aufgaben müssen praxisbezogen sein. Die Aufgaben sind schriftlich innerhalb von 90 Minuten zu bearbeiten.
Abschlussprüfung Teil 2
Prüfungsbereich „Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung und Kontrolle“
Im Prüfungsbereich „Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ ist nachzuweisen, dass er in der Lage ist,
1. Marketingmaßnahmen unter Beobachtung von aktuellen Trends zielgruppenorientiert zu planen, umzusetzen und zu bewerten sowie dabei rechtliche, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen,
2. Vertriebsprozesse unter Einbeziehung interner und externer Schnittstellen zu koordinieren und umzusetzen sowie Maßnahmen zur Kundenzufriedenheit und Kundenbindung durchzuführen,
3. Personalprozesse unter Berücksichtigung arbeits- und sozialrechtlicher Bestimmungen sowie betrieblicher und tariflicher Regelungen zu planen und umzusetzen,
4. betriebliche Kosten- und Leistungsrechnung anzuwenden, Kennzahlen zu ermitteln und zu analysieren sowie Instrumente der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle, auch unter Berücksichtigung des Jahresabschlusses, zu nutzen sowie
5. englischsprachige Informationen und Fachbegriffe situationsbezogen anzuwenden.
Die Aufgaben müssen praxisbezogen sein. Der Prüfling hat die Aufgaben schriftlich zu bearbeiten. Die Prüfungszeit beträgt 150 Minuten.
Prüfungsbereich „Fachaufgabe im Einsatzgebiet“
Im Prüfungsbereich „Fachaufgabe im Einsatzgebiet“ hat der Prüfling nachzuweisen, dass er in der Lage ist,
1. eine komplexe berufstypische Fachaufgabe prozessorientiert zu planen, durchzuführen und auszuwerten, 2. einsatzgebietsspezifische Lösungen zu analysieren und daraus eine begründete Auswahl unter Berücksichtigung rechtlicher, ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte zu treffen sowie
3. das gewählte Vorgehen zu reflektieren, zu dokumentieren sowie die Ergebnisse zu präsentieren und zu bewerten.
Der Prüfling hat zu dem zugrunde gelegten Einsatzgebiet eigenständig im Ausbildungsbetrieb eine Fachaufgabe durchzuführen. Die eigenständige Durchführung ist vom Ausbildenden zu bestätigen. Über die Fachaufgabe hat der Prüfling eine Dokumentation sowie eine Präsentation zu erstellen und ein sich daran anschließendes fallbezogenes Fachgespräch zu führen. Die Prüfungszeit für die Durchführung der Präsentation und das fallbezogene Fachgespräch beträgt insgesamt 30 Minuten. Die Durchführung der Präsentation soll eine Dauer von 10 Minuten nicht überschreiten.
Bei der Ermittlung des Ergebnisses wird die Dokumentation mit 10 Prozent, die Präsentation mit 20 % und das fallbezogene Fachgespräch mit 70 % gewichtet.
Prüfungsbereich „Wirtschafts- und Sozialkunde“
Im Prüfungsbereich „Wirtschafts- und Sozialkunde“ hat der Prüfling nachzuweisen, dass er in der Lage ist, allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge der Berufs- und Arbeitswelt darzustellen und zu beurteilen. Die Aufgaben müssen praxisbezogen sein. Die Aufgaben sind innerhalb von 60 Minuten schriftlich zu bearbeiten.
Bestehensregelung
Die Bewertungen der einzelnen Prüfungsbereiche sind wie folgt zu gewichten:
Abschlussprüfung Teil 1:
| „Leistungserstellung, Logistik, Beschaffung und Buchhaltung“ | 25 % |
Abschlussprüfung Teil 2:
| „Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ | 35 % |
| „Fachaufgabe im Einsatzgebiet“ | 30 % |
| „Wirtschafts- und Sozialkunde“ | 10 % |
Die Abschlussprüfung ist bestanden, wenn die Prüfungsleistungen wie folgt bewertet worden sind:
- Im Gesamtergebnis von Teil 1 und Teil 2 mit mindestens „ausreichend“,
- im Ergebnis von Teil 2 mit mindestens „ausreichend“,
- in mindestens zwei Prüfungsbereichen von Teil 2 mit mindestens „ausreichend“ und
- in keinem Prüfungsbereich von Teil 2 mit „ungenügend“
Freiwillige Prüfungen (an unserer Berufsschule)
- Industriefachwirt
- geprüfter Betriebswirt
- Betriebswirt (VWA)
Weiterbildung durch die IHK Passau
- Die IHK bietet auf folgenden Seiten eine Suche für die aktuellen Weiterbildungsmöglichkeiten an: Weiterbildungssuche IHK Passau